Dass das in immer mehr Städten verfügbare 5G eine große Sache ist, dürfte klar sein. Schließlich bietet es rasend schnelles Internet – überall und unabhängig von häuslichen Festnetzanschlüssen. Aber was 5G in den kommenden Jahren alles für Früchte tragen wird, ist derzeit kaum abzuschätzen.
Es hängt viel davon ab, ob die Konsumenten den Nutzen zu schätzen wissen und was sie bereits sind, dafür zu bezahlen. Thierry Fautier, Vizepresident für Videostrategie bei Harmonic, hat sich bei DigitalTVEuropa.com zu der Thematik geäußert. Wir fassen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und ergänzen sie um unsere eigene Meinung und Einschätzung.
Experte äußert sich zu 5G-Video
Viele Bereiche können von 5G profitieren, z. B. die Videobranche. Der große Sprung in der Bandbreite, den 5G im Vergleich zu 4G offeriert, kann das Streamen von Videos auf ein ganz neues Niveau bringen. Zwar bieten bereits heute viele Anbieter (z. B. die Telekom) Tarife an, bei denen das Streamen von Videos bestimmter Anbieter kein Datenvolumen verbraucht wird. Nutzen allerdings viele User gleichzeitig ein Streaming-Angebot, brechen die Bandbreite und damit die Qualität des Videos schnell ein, wenn die Übertragung überhaupt noch funktioniert. Ein unbefriedigendes Erlebnis und Ergebnis.
Mit 5G eröffnen sich hingegen ganz neue Möglichkeiten. Dank der hohen Bandbreite wird es zukünftig kein Problem mehr sein, Videos in 4K-Qualität auf dem Smartphone zu streamen. Das verspricht ein viel schärferes Bild und damit viel mehr Details. Selbst 1080p HD wäre bereits ein großer Fortschritt im Vergleich zu der Videoqualität, die heute bei 4G auf der Tagesordnung steht.
Live-Sportübertragungen auf dem Smartphone
5G, das Millionen von Nutzern eine Bandbreite von 100 Mbit/s zur Verfügung stellen kann, ermöglicht zusammen mit der geringen Latenz z. B. die Liveübertragung von Sportereignissen wie der Fußball-Bundesliga direkt aufs Smartphone. Das ist zwar auch heute auch schon möglich, aber nicht in 4K. Und sind wir mal ehrlich, lässt die Qualität heute oft zu wünschen übrig.
Interessant könnte dies auch direkt im Stadion sein, damit die Fans viel näher ans Geschehen geholt werden und z. B. Wiederholungen der Tore direkt auf dem Smartphone noch einmal angeschaut werden können. Auch hier sind zwar noch einige Herausforderungen zu meistern, um vielen Zuschauern auf kleinstem Raum mit unterschiedlichen Devices und Auflösungen das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Es gibt aber bereits Lösungsideen und 5G bietet hierfür alle Erfordernisse. Dies zeigen unter anderem Tests bei den diesjährigen French Open, bei denen France Télévisions und Orange sogar Videos in 8K via 5G verteilten.
5G als Alternative zum terrestrischen TV
eMBMS (Evolved Multimedia Broacast Multicast Services), das bereits Teil des 4G-Standards ist und dort enttäuschte, wird im Fall von 5G in Form von 3GPP-eMBMS der Version 14 von Anfang an von Netzwerk und Geräten unterstützt. So kann das Netzwerk die Bandbreite für die Unterstützung der Dienste bereitstellen. Möglich ist es dank dieser Technologie unter anderem, Fernsehen via 5G als Alternative zum terrestrischen Fernsehen zu etablieren.
„Grundsätzlich kann ein Multicast-Stream direkt zum Mobilgerät transportiert werden und ersetzt die terrestrische Verteilung. Die Technologie wäre in Ihr Telefon integriert und Sie benötigen keine SIM-Karte …“, sagt Fautier. „Rundfunkveranstalter möchten ihre Inhalte jedem anbieten können.“
Besitzer eines 5G-Smartphones, von denen immer mehr in den Handel kommen, könnten dann in der Lage sein, ihren Lieblingsfernsehkanal in hoher Qualität bis zu UHD ohne Skalierbarkeitsprobleme einfach über eine App anzusehen. Erste Versuche hierzu sollen bereits in diesem und im nächsten Jahr starten.
VR und 8K
Virtual Reality und 8K sind weitere Dinge, die von 5G profitieren. Bei der virtuellen Realität, z. B. in Videospielen, sind hochaufgelöste Bilder und minimale Verzögerungen wichtig für ein bestmögliches VR-Erlebnis. Und 8K wird über kurz oder lang die Zukunft beim Fernsehen sein. Es ermöglicht unter anderem das Einfangen des kompletten Spielfeldes beim Fußball. Bereits heute werden hierfür 8K-Kameras genutzt, von dem aufgezeichneten Video dann aber nur ein Teil als (U)HD ausgestrahlt. Auch hier gab es bereits erste Tests bei den French Open.
„Die Menschen möchten ein intensiveres Sporterlebnis und ein interaktives und umfassendes, personalisiertes Video wäre eine gute Möglichkeit, um 5G auf ihren Mobilgeräten für die Verbraucher zu bewerben“, sagt Fautier.
Steckt noch in den Kinderschuhen
Insgesamt stecken die vielen neuen Möglichkeiten mit 5G noch in den Kinderschuhen. Dies sieht auch Fautier so. Es wird einige Zeit dauern, bis die Infrastruktur aufgebaut und neue Anwendungen im Alltag angekommen sind. Je mehr Angebote von 5G die breite Öffentlichkeit interessieren und begeistern, desto schneller wird sich 5G auch verbreiten.
Und das ist letztendlich das Interesse vieler, unter anderem der Smartphone-Hersteller, die neue Geräte verkaufen wollen, der Netzbetreiber, die viel Geld in den Ausbau des 5G-Netzes stecken und der Dienste-Anbieter, die mit Video-Streaming, VR, Games und TV auf Smartphones in besserer und heute noch ungeahnter Qualität ebenfalls neue Umsatzfelder gewinnen können. Heute weiß aber noch niemand so genau, was die Killer-Video-App von 5G im Bereich der Videos sein wird. Wir sind gespannt und werden es natürlich im Blick behalten …
Quelle: Digitaltveurope.com
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M. Schwarten
freischaffender Redakteur
Technik begeistert mich seit rund 25 Jahren – vor allem dann, wenn sie das Leben leichter statt komplizierter macht. Besonders am Herzen liegen mir Mobile Devices wie Smartphones, Tablets und Smartwatches. In diesem Bereich arbeite ich seit vielen Jahren.