Russland ist aktuell eine der führenden Nationen beim Ausbau des 5G-Netzes. In der russischen Hautpstadt funken bereits die ersten 5G-Masten. Doch nun will das Militär wichtige Frequenzbereiche für sich vereinnahmen, könnte damit den neuen Mobilfunkstandard für Industrie und Bevölkerung ausbremsen.
Verheißungsvoller Start
Eigentlich hatte Russland einen guten Start beim Ausbau des neuen 5G-Netzes hingelegt. In der russischen Hautpstadt haben der Mobilfunkanbieter Tele2 und Netzausrüster Ericsson bereits die ersten Sendeanlagen für 5G im Betrieb. Bis 2020 soll laut Plänen ganz Moskau mit einem 5G-Netz abgedeckt sein, was absolut fortschrittlich wäre.
Allerdings könnten die ambitionierten Pläne nun einen saftigen Dämpfer bekommen – ausgelöst vom russischen Militär. Präsident Wladimir Putin und sein Sicherheitsrat haben mit hochrangigen Armeevertretern und Geheimdienstlern die 5G-Problematik aus Sicherheitssicht beleuchtet. Das Militär möchte für sich die Frequenzbereiche von 3,4 Gigaherz bis 3,8 Gigahertz für militärische Datenübertragungen und Kommunikation vereinnahmen. Genau dies sind aber auch die wichtigen Frequenzbereiche für 5G, die z. B. in Deutschland für Milliarden an die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica versteigert wurden. Hintergrund könnte der Aufbau eines eigenen Internets unter Kontrolle der russischen Geheimdienste sein.
Alternative Frequenzbereiche schwierig umsetzbar
Stattdessen möchte das russische Militär den Mobilfunkanbietern die Frequenzbereiche von 4,4 Gigaherz bis 4,99 Gigaherz überlassen. Diese sind für die Nutzung von 5G allerdings vollkommen unüblich, was folgenschwere Probleme mit sich führen würde. So kritisierten Industriekreise, dass es für diesen angedachten Frequenzbereich nicht einmal Geräte gibt. Schließlich sind die vom Militär erwünschte Frequenzen die üblichen für 5G.
Würde das Militär mit seinen Forderungen durchkommen, was aufgrund der Unterstützung der russischen Regierung durchaus eintreten könnte, würde dies Russland beim privaten 5G-Ausbau gewaltig einbremsen. Denn alle führenden Netzausrüster wie Nokia, Huawei und Ericsson haben ihre Geräte eben auf die üblichen Frequenzen ausgelegt, nicht aber für 4,4 Gigaherz bis 4,99 Gigaherz. Diese anzupassen, würde nicht nur enorme Kosten verursachen, sondern Russland beim 5G-Ausbau auch um Jahre zurückwerfen. Da aktuell nicht klar ist, wie sich die Situation weiter entwickelt, haben die Netzbetreiber den 5G-Rollout erst einmal drastisch verlangsamt.
Quelle: Handelsblatt
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M. Schwarten
freischaffender Redakteur
Technik begeistert mich seit rund 25 Jahren – vor allem dann, wenn sie das Leben leichter statt komplizierter macht. Besonders am Herzen liegen mir Mobile Devices wie Smartphones, Tablets und Smartwatches. In diesem Bereich arbeite ich seit vielen Jahren.