Pro & Kontra 5G-Ausbau
Was spricht für und was gegen 5G bzw. wo liegen die Nachteile?
Rein auf dem Papier, verspricht die 5. Generation ausschließlich Vorteile gegenüber den Vorgängern 4G und 3G. Schneller, günstiger (im Betrieb), leistungsstärker, energiesparend und flexiblere Einsatzmöglichkeiten sind die fünf elementaren Eckpfeiler. Doch es gibt nicht nur Befürworter. Aber was gibt es an der neuen Technik zu kritisieren?
Nachteile: Argumente Kontra 5G
Bereits beim LTE-Ausbau, zeigten sich einige Tendenzen, welche für Verbraucher ziemlich sinnlos erscheinen dürften. Statt den Fokus auf ein dichtes und zuverlässiges LTE-Netz für alle (bundesweit) zu legen, forcierten die Mobilfunkprovider einige Jahre lang regelrechte Schlachten um Maximaldatenraten. Kaum ein Jahr, nachdem LTE CAT4 (bis 150 MBit) Verbreitung fand, führte die Telekom LTE-Advanced ein, was in der Spitze um die 300 MBit/s (CAT6) verspricht. 2017 zündete Vodafone einen weiteren Turbo und beschleunigte sein Netz auf bis zu 500 MBit/s. Prinzipiell können einige 4G-Netze sogar schon 1000 MBit/s liefern. Teilweise waren die Provider dabei sogar schneller als die Hardwarehersteller, welche entsprechende Geräte bereitstellten.
Zudem weiß jedes Kind mittlerweile, dass sich die genannten Geschwindigkeiten nur unter seltensten Bedingungen annähernd erreichen lassen. Die tatsächlich im Durchschnitt erzielbaren Nettodatenraten liegen momentan bei maximal bei einem Fünftel. So verweist z.B. Vodafone aktuell im Kleingedruckten auf einen Netztest der Zeitschrift Chip: Der Durchschnitt, laut CHIP Test in Ausgabe 01/2024, beträgt momentan 139,0 MBit/s im Download und 58 Mbit/s beim Upload. Zudem lässt sich ein steter Aufwärtstrend verzeichnen. 2019 kamen die Tester nur auf 67,4 MBit Down und 32,45 MBit/s Up.
Auch wird kaum die Sinnhaftigkeit für über 100 MBit/s am Smartphone diskutiert. Was für einen Heimanschluss noch durchaus berechtigt sein mag, erschließt sich am Handy auch auf den zweiten Blick schwer. Zumal alle Tarife im Volumen stark limitiert sind. Selbst teure Allnetflats für 30-80 € monatlich, stellen selten mehr wie 50-100 GB (Gigabyte) pro Monat bereit. Nur die O2-Mobile Tarife bieten schon über 250 GB.
Für unlimitiertes Volumen (mit voller Datenrate) zahlen Deutsche noch im Schnitt 40-100 € monatlich. Nehmen wir kurz an, jemand lädt am Smartphone Daten mit 300 MBit/s in Form eines Downloads, dann ist ein Kontingent von 10 GB in 4,4 Minuten für den Rest des Monats aufgebraucht. Der Kunde surft dann um einen Bruchteil langsamer. Und zwar um Faktor 4670! Denn gedrosselt wird auf ca. 64 KBit/s.
Mit 5G hingegen, rücken neue High-End Datenraten von weit über 1.000 MBit/s in den Bereich des Machbaren. Früher oder später mögen solche Leistungswerte auch berechtigte Anwendungen für Endkunden finden, aber wahrscheinlich nicht vor 2030. Selbst heute lässt sich der Mehrwert von 200-300 MBit/s für Mobilfunkkunden nur selten rechtfertigen. Einzig die niedrigeren Reaktionszeiten können für ein flüssigeres Surfgefühl sorgen. Und auch alle die viel Videosstreaming nutzen, sind hohe Datenraten ideal.
Ebenfalls besteht die Gefahr, dass primär die städtischen Gebiete von der Leistungsfähigkeit der Mobilfunktechnik profitieren. Zwar wird auch im ländlichen intensiv am 5G-Netz gebaut, doch dort ist es in der Praxis noch deutlich(!) langsamer als in Städten. So lassen sich meist kaum mehr als 200-300 MBit/s erreichen. Das liegt daran, dass außerhalb der Städte 5G vor allem via 700 MHz und auf Basis von DSS ausgebaut wird. Bedingt durch die geringe Frequenzbandbreite und der Teilung von LTE und 5G auf den Bändern, sind nur geringe Geschwindigkeitsvorteile auf dem Land mit 5G möglich.
Und schließlich der letzte Aspekt, der nicht untergehen sollte: Wie schon bei der Einführung von LTE, bringt der 5G-Ausbau abermals viele "Elektrosensible" auf die Barrikaden. Durch die Erschließung von neuen Frequenzbändern in noch viel höheren Spektralbereichen wie bisher, ließ der Proteststurm nicht lange auf sich warten lassen. Ob 5G tatsächlich Gefahren für die Gesundheit bergen könnte, haben wir hier 2018 im Interview mit Diagnose:Funk erörtert. Fast 3 Jahre später gab es noch ein zweites Interview, bei dem wir nochmals ein Resümee ziehen zur Entwicklung.
Pro 5G
Höhere Geschwindigkeit, mehr Energieeffizienz und Spektraleffizienz und somit geringerer Akkuverbrauch, sind sowohl für Kunden- als auch für Provider schlagende Argumente. Mittelfristig führt sicher kein Weg an einer neuen Mobilfunkgeneration vorbei, was auch ein Blick auf die durchschnittlichen Lebenszyklen offenbart.
Allerdings wurde auch noch längst nicht das volle Potenzial der 4G-Technik entfaltet. Diese dürfte auch 2030 noch eine tragende Rolle bei der Mobilfunkversorgung spielen. Mit 5G wird ein ähnlich tragender Paradigmenwechsel im Mobilfunkbereich eingeläutet, wie damals mit dem Start von LTE.
Bisher steckt der 5G-Ausbau zumindest technisch noch in den Anfängen. Wir erwarten eine nahezu flächendeckende Versorgung, wie bei LTE, ungefähr im Jahr 2027.
Lebenszyklus von Mobilfunkstandards | Bild: GSA intelligence
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