5G als Akku-Killer!?
Verbraucht 5G an meinem Smartphone mehr oder weniger Strom?
Seitdem es die ersten 5G-Smartphones und passenden Tarife in Deutschland gibt, also seit rund 5 Jahren, mehren sich in Foren Fragen rund um den Akkuverbrauch bei der 5G-Nutzung. Viele beobachten, dass sich dieser deutlich schneller entlädt als mit dem Vorgänger 4G/LTE. Was ist dran? Verbraucht 5G entgegen der Werbeversprechen doch mehr Strom? Was kann man tun und was sind mögliche Ursachen?
5G: Stromfresser oder Akkuschoner?
Der Umstieg von 4G auf 5G soll dem Kunden etliche Vorteile bringen. Vor allem zunächst ein deutlich flüssigeres Surferlebnis (Latenz) und viel höhere Übertragungsraten. Aktuell sind in deutschen 5G-Netzen um die 1 bis 1.5 GBit/s möglich, in Zukunft soll die Performance sogar auf 10-20 GBit/s steigen.
Versprochen wurde allerdings auch ein erheblich niedrigerer Stromverbrauch. Vodafone sprach 2018 vor der Einführung gar von einer 10-fachen Akkulaufzeit[1]. Im ersten Quartal 2022 bezifferte Vodafone die Ersparnis auf immerhin 20 Prozent[2]. Demgegenüber stehen aber unzählige Beobachtungen und Aussagen in Foren von Nutzern, die eine deutliche Abnahme der Laufleistung bei der Nutzung von 5G sehen.
Das es sich bei den Kommentaren im Netz zum Mehrverbrauch nicht um rein subjektive Schätzungen handelt, zeigen zudem etliche unabhängige Tests. „Toms Guide“[3] und das Wallstreet Journal[4] kamen zum Beispiel durchschnittlich auf eine Einbuße in Höhe von 20 Prozent im Vergleich zu 4G. Bei Tests mit dem Samsung S20 5G konnte die Zeitung "Chip" sogar fast eine Halbierung der Laufzeit feststellen[5]. Das Wallstreet-Journal verglich hingegen iPhone 13 Modelle von 2022 je im 4G- und 5G-Betrieb.
Werbeversprechen, Nutzererfahrungen sowie unabhängige Tests widersprechen sich also komplett. Statt einer deutlichen Ersparnis führt die Nutzung von 5G am Handy eher zum Gegenteil – einer schnelleren Leerung des Akkus. Wie kann das sein?
5G ≠ 5G
Des Rätsels Lösung ist einfach! Es gibt nämlich nicht „das 5G“, sondern verschiedene Ausbaustufen, Netztypen und Betriebsmodi. Zudem spielen etliche andere Faktoren eine Rolle beim nötigen Energieverbrauch im 5G-Betrieb. Zum Beispiel: Welche Frequenzen kommen lokal zum Einsatz? Bei den Tests in den USA wurde z.B. bereits 5G auf Millimeterwellen zusammen mit Sub-6-GHz Bändern eingesetzt. Hierzulande funkt 5G aktuell nur auf letzterem.
Der entscheidende Faktor ist aber folgender: Noch überwiegt eine Art „Pseudo 5G“, im Fachjargon „non standalone“ genannt. Es gibt dabei kein richtiges, eigenständiges Kernnetz wie es eigentlich nötig wäre! Es braucht immer noch LTE als Trägerfrequenz. Sogar die genutzten Frequenzen werden im Regelfall zwischen 4G und 5G geteilt (Dynamic Spectrum Sharing). Zwar sind auch mit non-standalone 5G durchaus höhere Datenraten möglich, aber im Endeffekt für einen höheren Stromverbrauch als nur über 4G!
„Schuld“ daran sind die Mobilfunkprovider selbst. Denn um den 5G-Ausbau zu beschleunigen, wurde zunächst 5G sozusagen auf die alten 4G-Netze nur aufgesetzt, „huckepack“ sozusagen. So konnte z.B. die Deutsche Telekom in nur 4 Jahren die Verfügbarkeit von 0 auf 95 Prozent steigern. Heute liegt sie sogar noch ein Tick höher. Das wäre mit „echtem 5G“ (standalone) in dieser kurzen Zeit nie möglich gewesen.
Erst Stück für Stück werden seit 2022 die Grundlagen für das echte 5G-Netz gelegt. Viele Regionen konnten schon umgerüstet werden. Den Anfang machte in Q1/22 Vodafone mit seiner 5G+ Initiative. Ende 2023 folgte auch O2 dem Beispiel. Im 4.Quartal führte schließlich auch die Deutsche Telekom 5G+ ein. Aber auch andere Techniken, wie Kanalbündelung helfen beim Strom sparen und Akku schonen.
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5G standalone spart erheblich Strom
Erst das „richtige“ 5G wird dann wirklich dem Anspruch des "Akku-Schmeichlers" gerecht. Alleine bei der Übertragung spart der 5. Mobilfunkstandard um die 80 bis 90 Prozent pro Byte gegenüber 4G. Hinzu kommen diverse andere Verbesserung. Im Gegensatz zu LTE funkt 5G z.B. nur dann, wenn wirklich ein Nutzer in der Zelle XY eine Verbindung benötigt. Mehr dazu, wie und warum standalone-Netze Strom und somit Akku sparen, zeigt hier unser großer Ratgeber zum 5G-Energieverbrauch. Unterm Strich sollen in der Praxis dann gut 20 Prozent längere Laufzeit für den Nutzer herausspringen – ganz im Gegenteil also zum aktuellen Mehrverbrauch.
Zu bedenken ist aber: Nicht jedes 5G-Smartphone beherrscht auch den standalone Betrieb. Besonders auf Modelle vor 2021 trifft dies leider zu. Das Samsung S20 5G zum Beispiel kann es nicht, wohl aber alle Folgemodelle seit dem S21 5G. Achten Sie also künftig beim Kauf auf ein Modell mit diesem Feature.
Sprache über 5G: Noch größere Ersparnis möglich
Bisher wird die 5. Generation meist nur für mobiles Internet genutzt. Beim Telefonieren kommt im Regelfall weiter 4G zum Einsatz oder falls nicht verfügbar sogar das uralte 2G. Seit 2023 ist es teilweise auch möglich, über den neusten Standard zu telefonieren - Voice over 5G oder VoNR heißt das Stichwort dazu.
Bereits VoLTE, also LTE-Telefonie, sparte Energie und schonte somit den Akku. Auch VoNR kann den Stromverbrauch nochmals senken. In Zukunft wird dies daher zusätzlich die Batteriekapazität schonen. Angeboten wird das aktuell von Vodafone und O2. Bis 5G-Telefonie aber alle Anbieter freischalten und alle Handys Vo5G unterstützen, wird es wohl noch einige Jahre dauern ...
Was aktuell tun, um den Akku zu schonen?
Solange in Deutschland noch non-standalone Netze dominieren, hilft leider nur Abschalten oder „optimieren“. iPhone Nutzer können unter „Datenmodus" beispielsweise den „Datensparmodus" aktivieren. Zu finden in Einstellungen -> Mobil/Mobilfunk -> Optionen für mobile/zellulare Daten -> Sprache & Daten. Durch „5G Auto" wechselt das Handy automatisch auf 4G zurück, falls 5G in der aktuellen Situation nicht unbedingt erforderlich ist. Es wird also intelligent umgeschaltet. Wer etwa nur etwas surft und liest, braucht nur 4G. Beim Streamen von einem 4K-Video, würde dagegen auf 5G umgeschaltet...
Android-Nutzer müssen dagegen leider immer händisch umschalten. Unter Einstellungen -> Verbindungen -> Mobile Netze -> Netzmodus (oder ähnlicher Pfad) kann 4G/3G/2G statt 5G/4G/3G/2G eingeschaltet werden. Dann verzichtet das Gerät auf eine 5G-Konnektiviät.
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Fazit zur Akkulaufzeit bei 5G
5G wird in naher Zukunft tatsächlich bei allen Nutzern den Akku schonen! Die nötigen Netztechnischen Grundlagen sogar schon da. Vodafone hat seit März 2022 5G+ (standalone 5G) freigeschaltet. O2 und Telekom zogen später ebenfalls nach.
Allerdings können noch längst nicht alle Kunden 5G+ nutzen, da dafür auch das Smartphone kompatibel sein muss. Solange noch "Pseudo 5G" (non standalone) dominiert, geht es der Batterie leider oft an den Kragen. Gut 20 Prozent weniger Laufzeit muss man aktuell mit dem „Schummel 5G“ einplanen. 5G+ bedeutet dagegen weniger Akkuverbrauch, auch bei hoher Internetnutzung.
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Quellen: