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5G NSA (non-standalone)

Was ist NSA und worin liegt der Unterschied zu 5G standalone?


Die neuste Mobilfunkgeneration 5G wird in Deutschland seit 2019 ausgebaut und war Ende 2024 in nunmehr fast 95 Prozent der Fläche verfügbar. Auch in anderen Ländern wird intensiv an den 5G-Mobilfunknetzen gebaut. All diese Netze hatten noch bis Anfang 2021 noch eines gemeinsam: Sie basierten ausschließlich auf bestehenden LTE-Netzen, sind also nicht „selbstständig“. Im Fachjargon besser bekannt als „Non-Standalone“, abgekürzt mit „NSA“. Erst langsam werden seither immer mehr Funkstationen im "Standalone" Verfahren, also echtem 5G betrieben.


Doch was bedeutet 5G NSA konkret und wo liegen die Unterschiede zu „5G Standalone“ (5G SA)? Wir von 5G-Anbieter.info haben bei Standardisierungsorganisationen, Netzwerkausrüstern und Netzbetreibern recherchiert und alle wichtigen Infos, Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zusammengetragen.



1. Das Mobilfunknetz: Kernnetz und Zugangsnetz

Mobilfunknetze können grob in zwei verschiedene Bereiche aufgeteilt werden - in Kernnetz sowie Zugangsnetz. Das Kernnetz ist für den Betreiber sehr wichtig. Hier werden etwa Dinge wie die Vermittlung der Datenpakete sowie die Erfassung der Verkehrsdaten abgewickelt. Auch diverse Datenbanken sind in dieser Infrastruktur hinterlegt. Zum Beispiel wird für jeden Teilnehmer der individuelle Tarif gespeichert, wonach dann die Abrechnung erfolgt.


Zugangsnetze zeichnen sich dagegen durch deutlich weniger Logik aus, sind aber nicht weniger relevant. Denn es sorgt dafür, dass ein Mobilfunkteilnehmer die angebotenen Dienste überhaupt nutzen kann. Zum Zugangsnetz zählen zum Beispiel die Mobilfunk-Basisstationen (Masten mit 5G-Antennen), sowie deren Anbindung an das Kernnetz.


2. 5G NSA: Neues Zugangsnetz mit (altem) 4G-Kernnetz

Die neuste Mobilfunkgeneration 5G bringt Veränderungen sowohl im Kernnetz als auch im Zugangsnetz mit sich. Es müssen aber nicht zwingend beide Komponenten gleichzeitig aufgerüstet werden. Damit Netzbetreiber ihren Kunden möglichst schnell 5G-Netze zur Verfügung stellen konnten, also ohne erstmal die komplette Infrastruktur umzubauen, gab es zu Beginn andere Möglichkeiten: So lässt sich technisch zunächst das neue Zugangsnetz (Antennen...) ausstatten und mit dem bisherigen (4G-)Kernnetz betreiben.

Der Kunde profitiert dann direkt vom schnellen Netzausbau, sowie von deutlich höheren Geschwindigkeiten. Alle anderen Vorteile von 5G, zum Beispiel geringe Pingzeiten oder niedrigerer Stromverbrauch, kommen jedoch damit noch nicht zum Tragen.



Abbildung 1: Möglichkeiten für den 5G-Netzausbau bei 5G NSA

Netzaufbau beim 5G-NSA (non standalone)



In Abbildung 1 werden die verschiedenen Möglichkeiten für den 5G-Netzausbau per Non-Standalone-Ausbau (NSA) dargestellt. Abbildung 2 unten zeigt dagegen die Varianten für den Standalone-Ausbau (SA).


Abbildung 2: 5G-Netzausbau über 5G standalone

Netzaufbau beim 5G-SA (standalone)


Die Möglichkeiten mit den Nummern 1 und 3, basieren auf dem älteren LTE-Kernnetz (Evolved Packet Core, EPC). Die Variante mit den Nummern 2, 4 und 5 basieren auf neuen Kernnetzen für 5G. Das Zugangsnetz, dargestellt durch das Antennen-Symbol, besteht also entweder aus LTE, NR (5G New Radio) oder aus beidem kombiniert. Echtes "standalone 5G" zeigt Nummer 2 in Bild 2.

3. Was bedeutet "Nutzerebene" und Kontrollebene?

Die 5G-Nutzerebene (User Plane Function, oder Datenebene), repräsentiert die primäre Leitung zur Verarbeitung der Daten im Netz. Sie ist wichtig für die Fähigkeit der 5G-Netze, hohe Datenraten und niedrige Latenzen zu gewährleisten. Dagegen managt de Steuerebene (Control plane), wie diese Daten weitergeleitet, verwaltet und verarbeitet werden. Oder anders gesagt, entscheidet die Steuerebene, wie Pakete transportiert werden, während die Datenebene diese Funktion ausführt, indem sie die Datenpakete weittransportiert.

4. 5G und LTE kombiniert

Weltweit haben nahezu alle 5G-Netzbetreiber zu Beginn die Variante 3 aus der Abbildung 1 für den Ausbau der ersten 5G-Netze gewählt. Es handelt sich dabei folglich um 5G-NSA Funknetze, welche auf dem Vorgänger-EPC-Kernnetz basieren und als Zugangsnetz dann LTE mit 5G NR kombiniert. Hier ist zu beachten: Das 4G-Netz bleibt dann zwingend notwendig, um das 5G-Netz nutzen zu können. Wie in Abbildung 1 sichtbar ist, wird LTE für die Signalisierung bzw. die Kontrollschicht verwendet.

Bei 5G NSA wird 5G praktisch "Huckepack" auf 4G aufgesetzt ...

Die Kombination von 4G und 5G hat(te) für die Nutzer in den Anfangsjahren des neuen Netzes durchaus Vorteile. So lässt sich das Spektrum von 5G und LTE kombinieren. Im Ergebnis führt das zu deutlich höheren Datenraten für den Kunden. Auch ist denkbar, die Reichweite des 5G-Netzes zu erhöhen, indem der Uplink ausschließlich über weiter reichende LTE-Frequenzen abgeführt wird (sogenanntes Uplink Decoupling).

Speedtest im NSA 5G-Netz der Dt. Telekom

Abbildung 2: Speedtest im 5G NSA Netz. Bild: 5G-Anbieter.info


5. Nachteile von 5G non-standalone

5G NSA Mobilfunknetze sind (bzw. waren) demnach nur in der Anfangszeit der 5. Mobilfunkgeneration sinnvoll. Sie erlaubten dem Netzbetreiber einen sehr schnellen Ausbau und die zügige Vermarktung von 5G, ohne dass das Kernnetz entsprechend umgerüstet werden muss. Mittel- und langfristig waren jedoch vollwertige Netzinfrastrukturen aus 5G-Zugangs- und 5G-Kernnetz das Ziel.

Hinzu kommt: mit NSA können diverse Funktionen, welche 5G erst ermöglicht, noch nicht umgesetzt werden. Der einzige wirkliche Vorteil besteht darin, dank zusätzlichem Funkspektrum, höhere Geschwindigkeiten im Mobilfunknetz anbieten zu können. Im Fachjargon wird diese Eigenschaft enhanced Mobile Broadband, kurz eMBB, genannt. Weitere mit 5G verbundene Eigenschaften, wie etwa uRLLC (ultra reliable low latency communication), sprich besonders kurze Reaktionszeiten, werden erst mit einem 5G-Kernnetz möglich sein.


6. Vorteile und Nachteile von 5G NSA im Überblick

Fassen wir also nochmal kurz zusammen, wo Licht und Schatten bei dem Ansatz liegen, 5G ohne eigenes Kernnetz mit 4G als Basis zu betreiben.

  • deutlich schnellerer & preiswerter 5G-Ausbau
  • geringere Anfangsinvestitionen für die Netzbetreiber
  • bessere Kompatiblität für die ersten 5G-Nutzer


  • kein "echtes" 5G
  • langsamer als 5G SA
  • höhere Latenz als mit 5G SA
  • LTE als Grundlage weiter nötig
  • viele neue 5G-Funktionen nicht nutzbar

7. Wann kommt 5G standalone?

Seit dem 2. Quartal 2021 gewinnt auch in Deutschland der Ausbau mit Standalone-Netzen an Fahrt. Den Anfang machte dabei Vodafone im Jahr 2021. Seit Ende 2023 bietet auch O2 5G SA. Im 4. Quartal 2024 schaltete Vodafone SA sogar für fast das gesamte eigene Netz frei. Die Deutsche Telekom schaltete im Oktober 2024 erstmals standalone frei. Nur 1&1 hat noch kein echtes 5G geluncht. Mehr dazu hier.

Die letzten Entwicklungen zum Thema  5G non-standalone
  • 5G+: Vodafone schaltet 5G Standalone bundesweit frei [mehr]
  • O2 Telefónica und Ericsson verlängern Kernnetz-Partnerschaft [mehr]


Weiterführendes

» Was ist 5G standalone?
» Was bedeutet RSRQ, RSSI und RSRP?
» Welche Frequenzen nutzt 5G eigentlich?
» Gegenüberstellung 5G NSA zu SA


Quelle: 3GPP / GSMA