Anbieter für 5G
Wer arbeitet am 5. Mobilfunknetz und wer bietet schon 5G-Tarife?
Seit dem Jahr 2019 wird 5G weltweit sukzessive ausgebaut, so auch in Deutschland. Doch wer bietet eigentlich hierzulande den Mobilfunkstandard der 5. Generation bzw. arbeitet am Ausbau des Zukunftsnetzes? Sind es nur die alten „Big Player“ Dt. Telekom, Vodafone und O2 oder kommen mit 5G endlich auch wieder neue Anbieter hinzu? Wir zeigen, welche Provider 5G in Deutschland ausbauen bzw. vertreiben und wie die Pläne für die Zukunft aussehen.
1. LTE-Anbieter ebneten schon früh Weg zu 5G
Spätestens seit 7 Jahren ist LTE der mit Smartphones hierzulande meistgenutzte Mobilfunkstandard. 3G wurde Ende 2021 sogar komplett abgeschaltet zugunsten der Nachfolger. Auch "echtes" 4G, also LTE-Advanced, findet zunehmend bundesweit Verbreitung. Darüber hinaus wird seit 2019 intensiv am neuen 5G-Netz gebaut.
Federführend sind dabei die drei großen deutschen Mobilfunkprovider Vodafone, Deutsche Telekom sowie O2 Telefónica. Deren Glasfaser-Netz und LTE-Funkmasten bilden vielerorts die Basis für die Anbindung der neuen 5G-Antennen. Und das gleich in doppelter Hinsicht. Denn zu Beginn wurden die meisten 5G-Anlagen noch auf Basis des sogenannten „non standalone“ installiert. 5G wird dabei vereinfacht gesagt auf LTE „aufgesetzt“. Erst "standalone" kommt auch ohne LTE-Vorgängertechnik aus und wird 5G auf die Leistung bringen, welche dem 4G-Nachfolger immer zugeschrieben wurde. Also mehrere Gigabit im Downstream und extrem niedrige Latenzzeiten. Hier gibt es seit 2021 erste Fortschritte beim Ausbau. Vodafone startete als erster in Q1/2022 sein standalone Netz für seine Kunden und nennt dieses 5G+. O2 folgte ein Jahr später, die Telekom schaltete 5G+ im Oktober 2024 frei.
2. 5G-Netzanbieter: Ein neuer Player
Zur
ersten Frequenzauktion wurden insgesamt vier Unternehmen zugelassen. Neben der Deutschen Telekom, Vodafone und der Telefónica Germany, kam noch ein vierter Bieter hinzu. Die 1&1 Drillisch Netz AG, also
1&1. Die Versteigerung startete im März 2019. Rund 500 Bieterrunden später endete das Auktionsverfahren mit einem Ergebnis von fast
6,6 Mrd. Euro. Damit gibt es seither insgesamt vier Unternehmen bundesweit welche die nötigen Lizenzen besitzen, um 5G-Netz auszubauen. Seit 2019 baut das Unternehmen zusammen mit diversen Partnern am eigenen Netz. Ende 2023
startete 1und1 offiziell mit seinem 5G-Netz. Seither können Smartphone-Kunden auch direkt über 1und1 surfen sowie telefonieren. Zuvor waren die ersten 1&1 5G-Masten nur für die
hauseigenen 5G-Zuhause Tarife offen.
3. Frequenzaufteilung unter den 5G-Providern
Die Redaktion von 5G-Anbieter.info hat für Sie eine Tabelle erstellt die zeigt, wie viel Spektrum jeder der Bieter für den 5G-Betrieb ersteigert hat und wie hoch die Ausgaben dafür waren.
Spektrum bei 2 GHz |
2 * 20 MHz |
2 * 20 MHz |
2 * 10 MHz |
2 * 10 MHz |
Spektrum bei 3.6 GHz |
90 MHz |
90 MHz |
70 MHz |
50 MHz |
Insgesammt (Summe) |
130 MHz |
130 MHz |
90 MHz |
70 MHz |
Kosten in Mio. Euro |
1879,689 |
2174,943 |
1424,832 |
1070,187 |
Kosten € / MHz relativ in Mio. |
14,46 |
16,73 |
15,83 |
15,29 |
4. 5G-Anbieter im Vergleich
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Rahmendaten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der vier hiesigen 5G-Provider zusammen.
Start des 5G-Netzes erfolgt(e) |
Juli 19 |
August 19 |
03.10.2020 |
Ende 2022 |
Ausbaustand Q4 / 2024 ~ |
92 Prozent |
97 Prozent |
96 Prozent |
40 Städte |
Pläne für 2021 waren |
35 Mio. |
90 Prozent |
30 % |
- |
Pläne 2025 |
? |
99% bis 2025 |
99% 2025 |
1000
Stationen 2025 |
5G-Datenrate aktuell bis ca. |
ca. 1000 MBit |
ca. 1500 MBit |
300 MBit/s |
500 MBit/s |
3,6 GHz 5G in ... Städten |
ca. 4300
Standorte |
ca. 9700
Antenne |
ca. 6000 |
ca. 40 |
aktive Antennen |
42.000 |
80.000 |
18.000 |
ca. 200 |
setzt DSS Technik ein |
|
|
(seit 2021) |
-/- |
5G-standalone für Endkunden |
|
|
|
|
Antennen auf standalone |
13000 |
12700 |
6000 |
ca. 200 |
Vo5G im Angebot |
ja |
nein |
nein |
nein |
5G-Tarife fürs Smarthpones |
(Tarife) |
(Tarife) |
(Tarife) |
(Tarife) |
5G-Tarife zum stationären Einsatz |
[Info] |
[Info] |
[Info] |
[Info] |
echte 5G-Datenflat verfügbar |
ja |
ja |
ja |
ja |
5G Frequenzspektrum |
130 MHz |
130 MHz |
90 MHz |
70 MHz |
Details zur Verfügbarkeit |
» Details |
» Details |
» Details |
» Details |
zum Anbieter |
» zu Vodafone |
» zur Telekom |
» zu O2 |
» zu 1&1 |
4.1 weitere Anbieter
Obwohl sich für das komplette deutsche 4G-Netz nur vier Netzprovider verantwortlich zeichnen, gibt es natürlich weit, weit mehr Anbieter entsprechender Daten- und Sprach-Tarife für Smartphones, Tablets sowie Router. Realisiert wird dies über sogenannte „virtuelle Provider“. Also Unternehmen, die selbst LTE-Tarife vertreiben aber über kein eigenes Netz verfügen. Als prominiente Beispiele seien hier
Blau,
Tchibo oder
Aldi-Talk genannt.
Anbieter wie Tchibo gehen dabei Kooperationsverträge mit einem spezifischen Netz-Provider ein, in diesem Fall z.B. mit O2. Mittlerweile bieten
fast alle virtuellen Anbieter auch 5G an. Zu nennen sind hier vor allem
Aldi,
congstar und
Lidl.
Im Dezember 2023 schaltete zudem 1&1 5G für die gesamte Drillisch-Familie frei. Den 5G-Netzzugang gibt es demnach auch für Kunden von
sim.de,
BlackSIM,
CyberSIM,
DeutschlandSIM,
Simply,
Smartmobil und allen weiteren Drillisch-Marken. Seit Sommer 2024 springt bei 1&1 als Netzprovider für National-Roaming übrigens Vodafone statt O2 ein. Wer welche 5G-Tarife bieten, haben wir hier
für alle deutschen Anbieter in einer Tabelle zusammengetragen.
5G Mast von der Dt. Telekom
4.2 regionale Netzbetreiber & Campusnetze
Im Gegensatz zu den Vorgängerstandards, hatte die Bundesnetzagentur diesmal eine Art „Fenster“ offen gelassen für regionale Anbieter und Betreiber. Also solche, deren Reichweite stark auf einen bestimmten lokalen Einsatz beschränkt ist - sogenannte
Campusnetze. Gemeint sind damit nicht nur regionale Breitbandunternehmen bzw. Netzprovider, sondern auch etliche andere Unternehmen. Angefangen bei Mittelständlern, Start-Ups, der Land- und Forstwirtschaft, bis hin zu lokalen Firmennetzen der Industrie.
Automobilhersteller wie BWM oder der Zulieferer Bosch liebäugelten schon früh mit den Fähigkeiten von 5G für die Logistik. Damit sich die Funkfrequenzen der „herkömmlichen“ Endkundennetze nicht überschneiden können, wurden Bänder zwischen 3.7 und 3.8 GHz reserviert. Ebenso bei 26 GHz.
5. Neue Herausforderungen für die Anbieter: Enorme breite Frequenzbereiche nötig
Welche Frequenzen für 5G in Zukunft genutzt werden, ist noch nicht vollständig abzusehen. Die Mitte 2019 versteigerten Bänder liegen in Bereichen bei 2 sowie 3.6 GHz. Wie die erste Tabelle oben zeigt, ersteigerten die vier Provider je ein Spektrum zwischen 70 und 130 MHz. Um die in Aussicht gestellten Datenraten von weit über 1 GBit zu erreichen, wird dies aber definitiv nicht ausreichen.
Künftig kommen bei 5G, den Plänen nach, erstmals auch sehr viel höhere Frequenzbereiche bis maximal 100 GHz (mmWave) zum Einsatz. Wobei hier das Problem auftritt, dass mit breiteren Bändern (via Carrier Aggregation) zwar mehr Daten pro Sekunde übertragen werden können, die Reichweite mit steigender Frequenz aber extrem sinkt. So müssten theoretisch viel mehr Funkmasten installiert werden, als bei den bisherigen Standards - ein hoher Kostenfaktor also. Eine mögliche Lösung sind sogenannte Small Cells wie z.B. hier an Laternenpfählen.
Zur Überbrückung für einen raschen 5G-Ausbau, werden aber auch 4G-Frequenzen für 5G parallel genutzt - die DSS-Technik macht es möglich. Leider sinkt dadurch aber die mögliche Datenrate und der Stromverbrauch steigt.
6. Forschung und Entwicklung der Anbieter
Schon Jahre vor der Einführung von 5G in Deutschland, starteten die großen Netzanbieter mit Vorbereitungen für den Generationswechsel. Dieser wurde damals für ca. 2020 angepeilt. Eine recht treffende Prognose also. Telekom, O2 und Vodafone investierten schon früh in die Forschung und Entwicklung erster Testnetze in Zusammenarbeit mit Universitäten, Hardwareherstellern und den global führenden Netzausrüstern wie Nokia oder Ericsson. Im Folgenden haben wir noch einmal ex post chronologisch die ersten Schritte der einzelnen Anbieter hin zum heutigen 5G-Netz zusammengefasst:
6.1 Deutsche Telekom: Forschung im 5G:haus
Schon im März 2015 hatten die Bonner mit dem Innovationslabor "5G:haus" ein Forschungsprojekt
gestartet, an dem sich unter anderem die Netzwerkausrüster Nokia und Ericsson, die Hersteller Samsung, Huawei, ZTE und Qualcomm, die Fraunhofer-Gesellschaft sowie die Universitäten in Kaiserslautern und Stanford beteiligen. Weitere Kooperationen folgten.
Das Ziel des 5G:haus-Projekts war von Anfang an, einen weltweit einheitlichen Standard für die kommende Mobilfunkgeneration zu entwickeln. Es sollen zudem neue Netzarchitekturen entworfen und die Kunden bei der 5G-Entwicklung mit eingebunden werden.
Die Telekom beteiligte sich zudem im Sommer 2015 am sogenannten "5G NORMA"-Projekt, dass zur 5G-PPP-Initiative der EU gehört. An dieser Public Private Partnership nahmen, neben der Telekom, unter anderem auch Nokia und Alcatel-Lucent, Universitäten in Kaiserslautern, London und Madrid sowie die Mobilfunker Orange und Telefonica teil. "NORMA" steht dabei für Novel Radio Multiservice Adaptive Network Architecture. Das Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt, eine neue, anpassungsfähige und zukunftssichere Architektur für Mobilfunknetze der fünften Generation zu schaffen. Zudem sollten Vorschläge für eine End-to-End-Netzarchitektur erarbeiten werden, die sowohl das Zugangsnetz (Access) als auch das Kernnetz (Core) berücksichtigen. Die Netzressourcen müssen dabei flexibel dem schwankenden Datenvolumen, der Netztopografie und der jeweiligen Anforderungssituation angepasst werden - soviel war sicher.
Zudem betrieb der Anbieter in Berlin schon früh ein echtes Live-5G-Netz zur Erprobung der Technik. 2017 demonstriert die Telekom auf Messen, wie der IFA, immer wieder, was bald möglich sein könnte. Mehr dazu hier. Anfang 2019 ging ein weiteres Testnetz in Darmstadt online. Auch unterhält die Telekom am Hamburger Hafen ein Pilotprojekt.
6.2 Vodafone: Forschung im 5G Lab Germany
Die Düsseldorfer waren, wie die Telekom, ebenfalls früh bei der Entwicklung von 5G aktiv beteiligt. An der Technischen Universität Dresden wurde im Herbst 2014 ein "Vodafone-Lehrstuhl für mobile Kommunikationssysteme" eingerichtet. Ziel der Partnerschaft war und ist, die technischen Möglichkeiten von 5G zu erforschen und Richtlinien für den Standard zu erarbeiten. Vodafone war sich natürlich bewusst, dass auch in Zukunft das genutzte Datenvolumen weiter steigen wird und sich parallel die Geschwindigkeiten erhöhen müssen.
Im September 2014 wurde zudem an der TU-Dresden ein 5G-Testlabor offiziell eröffnet, das mit der erforderlichen Netzwerk-Hardware und Software, sowie Frequenzmessgeräten ausgestattet ist. Bereits zwei Monate zuvor war den Wissenschaftlern ein Live-Test mit 5 Gbit/s gelungen. Neben Vodafone beteiligten sich am "5G Lab Germany" weitere Technologieunternehmen wie Nokia, Alcatel-Lucent und Ericsson. Zwischenzeitlich waren weltweit über 600 Wissenschaftler an der 5G-Forschung in Dresden involviert. Auf der Cebit 2015 zeigte Vodafone gemeinsam mit der TU einen 5G-Testaufbau, bei dem bereits 10 Gbit/s erreicht wurden. Im Jahr 2016 führte der Konzern 5G erstmals in einem Live-Demo-Netz vor. 2017 schließlich gab Vodafone bekannt, ein 5G Mobility Lab in Aachen zu unterhalten, wo Echtzeitkommunikation von Fahrzeugen erprobt wird. 2018 wurde sogar eigens ein Rechenzentrum eingeweiht.
6.4 Telefónica: Forschung im 5G-NORMA-Projekt
Auch Telefónica, der spanische Mutterkonzern der deutschen Mobilfunker O2, konnte früh erste Schritte in Richtung 5G für sich verbuchen. Bereits seit der Etablierung der EU-Initiative "5G-PPP" Ende 2013, gewann das Unternehmen dort einen Repräsentanten im Vorstandsgremium. So hatte die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Telefónica im Mai 2014 gemeinsam mit dem IMDEA Networks Institute in Madrid eine Forschungsgruppe zum Thema 5G
ins Leben gerufen. Hier sollten Experten von O2 zukünftige Netzwerktechnologien entwerfen, wobei der Schwerpunkt auf 5G lag. Außerdem war Telefónica, wie erwähnt, auch am 5G-NORMA-Projekt beteiligt. Mitte 2017 gelang es O2 in München, zusammen mit Huawei, ein weiterer Schritt in Richtung 5G. Im Projekt "TechCity" konnte eine
Transferrate von 1,65 GBit gemessen werden.
7. Hohe Anforderungen an 5G
An 5G wurden viel höhere Anforderungen gestellt, als an alle Standards zuvor. Geht man heute von weltweit zirka 8-10 Milliarden Endgeräten aus die miteinander vernetzt sind, werden es in fünf bis zehn Jahren wohl 50 bis 100 Milliarden Endgeräte sein. Dafür müssen schnelle und stabile Netze, mit 100-prozentiger Ausfallsicherheit (mMTC) und extrem kurzen Reaktionszeiten (uRLLC) zur Verfügung stehen. Dazu zählt auch eine geringere Störanfälligkeit, eine höhere mögliche Dichte an Geräten im gleichen Netz und eine um 90 Prozent höhere Energieeffizienz.
Die Datenraten steigen parallel dazu: Seit 2020 ist 5G teils schon schneller als 1 GBit/s, 2030 soll es dann bereits 1.000-mal schneller als LTE sein. Künftig könnte also die Datenrate eher in den Hintergrund geraten, denn kaum jemand dürfte subjektiv noch den Unterschied zwischen 4.000 oder 8.000 MBit/s bemerken.