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5G RedCap

Was steckt hinter der 5G-Technologie?


5G RedCap Ratgeber

Beim Stichwort „5G“ denken die meisten sicher an besonders schnelles Internet über Mobilfunk im Gigabit-Bereich! Leistung pur ist schließlich auch eine der zentralen Vorteile des LTE-Nachfolgers. Doch es gibt viele Anwendungsbereiche, bei den zählen vorrangig Werte wie Effizienz und Zuverlässigkeit. Im Bereich „Internet der Dinge“ und Maschinenkommunikation kommt daher verstärkt die 2025 eingeführte RedCap 5G zum Einsatz. Hier erfahren Sie, was genau dahinter steckt, welche Anwendungen es gibt und wie das funktioniert!

1. 5G RedCap Schnelleinstieg

Die Abkürzung steht für „Reduced Capability“, was sich am ehesten mit „reduzierte Leistungsmerkmale“ bzw. „reduzierte Leistungsfähigkeit“ übersetzen lässt. Mitunter ist auch von „NR-Light“ oder „vereinfachtem 5G-NR“ die Rede. Konkret handelt es sich bei RedCap um ein 5G-NR Anwendungsprofil, das erstmals 2021 im 5G Release 17 definiert wurde.

Aber warum sollte man die Leistung freiwillig drosseln, schließlich ist diese ja einer der Hauptgründe für neue Mobilfunkgenerationen? Ganz einfach! RedCap zielt auf Geräte, die nicht die volle Leistungsfähigkeit klassischer 5G-Netze benötigen, wie wir sie im Alltag nutzen. Sensoren etwa, die gewonnene Daten per Mobilfunk weiterleiten, müssen eher robust und zuverlässig sein, aber kommen in der Regel mit Datenraten unter 10 MBit aus. In der Welt der Maschinen-Netze (M2M) zählt vor allem Effizienz und kein Gigabit-Highspeedrennen! Effizienz, etwa in Form von geringem Stromverbrauch, geringer Platzbedarf und Kosten, große Geräteverbindungsdichte und Netzstabilität.

Fazit: 5G RedCap in eine Anwendungsspezifikation für 5G New Radio, bei der durch Reduzierung der Komplexität eine besonders effiziente und robuste Architektur für den IoT-Einsatz zur Verfügung steht.



2. Anwendungsbereich: „Internet der Dinge (IoT)“

Die Technik zielt also auf Applikationen „im Kleinen“, bei denen kompakte Bauformen, niedriger Stromverbrauch sowie sichere Datenübertragung wichtig sind.

Besonders sind hier zu nennen: Industrie und Fertigung (Roboter), Wearables wie Smartwatches, medizinische Diagnosegeräte und Notrufsysteme, Bezahlsysteme, Gebäudeautomatisierung oder Smart-City Use-Cases (Ampelsteuerung oder Umwelt-Sensorik) Video/Bildsensorik (mid-tier).



Einordnung RedCap im 5G Ökosystem

3. Vorteile von 5G-RedCap im Überblick

An dieser Stelle wollen wir noch einen kompakten Überblick zu den Vorzügen der RedCap-Technik geben. Immer im Vergleich zum „normalen“ 5G-NR standalone oder älteren LTE-Standards für IoT.


  • kurze Latenzen + besserer QoS wie LTE-M/NB-IoT
  • niedrigere Geräte- und Modulkosten durch vereinfachte RF- und Baseband-Architektur
  • geringerer Energieverbrauch (bis 65%), längere Batterielaufzeiten bei sensorgestützten Anwendungen
  • dank Energieeffizienz, längere Batterielaufzeiten (geringere Gesamtkosten)
  • bei Bedarf dennoch schnelle Datenraten für Up- und Download möglich („mid-tier“-Use-Cases). Siehe dazu auch Abschnitt über Richtwerte und Gerätekategorien.
  • minimierte Antennenkonfigurationen für kompaktere Bauformen (1–2x2 MIMO)
  • damit auch günstigere Module, kleinere Antennen, niedrigere Stücklisten- und Zertifizierungskosten
  • höhere Uplink-Stabilität gegenüber LTE-M
  • Eignung für Campusnetze dank planbarer Leistung bei niedrigen Endgeräte-CAPEX
  • Roaming möglich
  • kompatibel zum gängigen 5G-Ökosystem
  • leichte Implementierung und Wartung

Mobilfunkantennen in der Stadt


4. Wichtige technische Eigenschaften von 5G-RedCap

"5G NR light" kann im Frequenzbereich FR1 mit bis zu 20 MHz Kanalbandbreite arbeiten. Theoretisch auch in FR2 (mmWave) mit bis zu 100 MHz, doch das spielt in der Praxis bisher eher eine untergeordnete Rolle. Wie schon erwähnt, arbeitet RedCap mit weniger Antennen – meist mit 1-2 Empfangsantennen bis maximal 2x2 MIMO.

Statt wie beim Vorgänger „LTE-M“ (4G für Maschinen), ist zusätzlich nicht nur 64QAM möglich (hier sogar obligatorisch) – auch 256QAM steht zur Verfügung. Das erlaubt im Bedarfsfall höhere Datenrate im Vergleich zu LTE-Netzen für M2M. Carrieraggregation ist allerdings noch nicht vorgesehen. Möglich, dass dies in späteren Releaseversionen ab 20 oder später nachgeholt wird.


Die erzielbaren Datenraten liegen bei zirka(!) 10 bis 225 MBit/s (Upload bis 123 MBit). Die Latenz wurde gegenüber LTE-M und NB-IoT nochmals reduziert, liegt aber nicht auf uRRLC-Niveau (Echtzeit).

Eine nochmals bessere Energieeffizienz wird z.B. dadurch erreicht, dass Geräte länger „schlafen“ können. Zudem senden sie mit geringerer Leistung auf weniger komplexer Hardware wie bei „normalem“ 5G bzw. LTE-M.

Parameter FR1 (Sub-6 GHz) FR2 (mmWave)
maximale Gerätebandbreite 20 MHz 100 MHz
maximale Anzahl Rx-Antennen / MIMO-Schichten 1 Rx → 1 DL-Layer,
2 Rx → 2 DL-Layer (3GPP)
1 oder 2
Modulation 64QAM mandatory,
256QAM optional
64QAM / 256QAM
(je nach Implementierung)
Theoretische Maximaldatenraten (Downlink / Uplink) bis zu ~ 227 MBit/s DL / ~ 123 MBit/s UL möglich bei 20 MHz, FD-FDD, gute Kanalverhältnisse kann höher liegen durch größere Bandbreite, aber praktisch selten ausgenutzt

Quellen [1]

4.1 RedCap Klassen: Low-, Mid,- High

Die Endgeräte lassen sich in praxisnahe Stufen bzw. Klassen einteilen, um eine schnellere Einordnung zu ermöglichen. Es handelt sich folgend aber nicht um eine offizielle Spezifikation von 3GPP, sondern eher um eine praxisorientierte Herleitung nach folgender Logik:

Low: eRedCap-Profile (Release 18), minimale Bandbreite → sehr stromsparend

Mid: aktuell gängiger Standard-RedCap in der Praxis (Release 17, FR1, 20 MHz), repräsentiert die Kernanwendungen

High: mmWave-Varianten (FR2). Wird kaum genutzt, aber technisch möglich


Klasse Typische Bandbreite Max. MIMO Peak Downlink Peak Uplink Anwendungsfelder
Low RedCap 5–10 MHz (FR1) 1×1 ~10–30 MBit/s ~5–10 MBit/s Sensorik, Smart-City, Wearables, Utility-Metering
Mid RedCap 20 MHz (FR1) 2×2 ~100–150 MBit/s ~30–60 MBit/s Videoüberwachung (HD),
Industrie-Telemetrie,
Logistik-Tracker
High RedCap bis 100 MHz (FR2) 2×2 ~200–250 MBit/s ~80–100 MBit/s Drohnen mit HD-Video,
Campusnetze mit
„mid-tier“-Bandbreitenbedarf


5. Abgrenzung zu Vorgängertechniken über LTE

NB-IoT und LTE-M waren bereits sehr gute Wegbereiter für Maschine-zu-Maschine Netze und das Internet der Dinge. RedCap schließt sozusagen eine Lücke für Anwendungen die noch mehr Datenrate, Zuverlässigkeit und Effizient benötigen.

Merkmal NB-IoT LTE-M LTE Cat-1/4 5G-RedCap
typ. Durchsatz KBit/s bis 1 MBit/s bis <1 MBit/s ~10–150 MBit/s ~10 bis ~200 MBit/s
Latenz hoch mittel mittel niedrig, nicht uRLLC
Bandbreite (Kanal) sehr schmal 1,4 MHz 5–20 MHz bis ~20 MHz (FR1)
MIMO/CA nein begrenzt ja (v. a. Cat-4) bis 2×2, meist ohne CA
Energiebedarf sehr niedrig niedrig mittel–hoch niedrig–mittel
Mobilität gut sehr gut sehr gut sehr gut
Sprache nicht üblich VoLTE VoLTE VoNR (SA), optional
5G-Features QoS/Slicing, SA-Core
Zielgeräte Zähler, Sensoren Wearables, Tracker Router, Terminals Kameras „mid-tier“,
Industrie, Wearables+


6. reale Anwendungen in der Praxis

Tatsächlich gibt es seit 2025 schon etliche praxisnahe Dienste, wo reduziertes 5G zum Einsatz kommt. Das wohl prominenteste Beispiel ist die Apple Smartwatch 11, welche erstmals 5G an einer Wearable Uhr integrierte. Hier funkt keine reguläres 5G-Hardware sondern ein NR-Light-System. Zum Start wurde die Technik hierzulande nur im Netz der Deutschen Telekom unterstützt[2]. Andere dürften bald folgen. In China ist die Technik bereits seit Ende 2024 flächendeckend in über 100 Städten verfügbar.


5G für die Uhr über RedCap

Bild: Deutsche Telekom


7. Voraussetzungen

Für die Nutzung müssen im Wesentlichen vier Grundvoraussetzungen gesichert sein. Einerseits natürlich die Netzebene, auf der der Netzprovider echtes 5G (standalone) anbietet, mit dem passenden Rel-17-RedCap Support. Darüber hinaus ist eine hinreichende Netzabdeckung vor Ort Grundlage.

Interessenten benötigen zudem ein RedCap-fähiges Gerät samt Support der nötigen Frequenzbereiche sowie einen passenden Tarif. Also z.B. eine Smartwatch oder Kamera-Überwachungssystem.


8. Deutsche 5G-Anbieter: Wer bietet RedCap in seinen Netzen bzw. Tarife?

Vodafone hatte bis Q4/2025 noch nichts bezüglich dem öffentlichen Praxiseinsatz kommuniziert. Das Verfahren wird noch zusammen mit Ericsson und Qualcomm erprobt.  In Campusnetzen des Anbieters steht es hingegen schon zur Verfügung. Mit anderen Worten: Die Vorbereitungen für den Privatkundenmarkt laufen noch.

O2 Telefónica testet seit 0/2024 im Münchner 5G-Netz und will noch 2025 wie die Telekom erste Dienste starten. Letztere bietet Redcap via 5G+ seit September 2025.

9. RedCap Module: Wer bietet die passende Hardware?

Im Privatkunden-Segment gibt es noch nicht sehr viele Geräte. Die Technik dürfte künftig vor allem in Smartwatches, Sticks und Smart-Home-Technik verbaut werden.

Für den professionellen Einsatz gibt es etliche Hersteller mit passenden Steckkarten. Zum Beispiel das Semtech EM8695 (M.2) oder das Fibocom FG132 5G RedCap über SMD-, mPCIe oder M.2-Modul. Die Firma Teltonica stellt RedCap-Router wie den RUT976 her.


RedCap für die Industrie

10. Ausblick: RedCap Revolution

Die Technik wird mit jeder 5G Release-Stufe weiterentwickelt. Rel.18 bringt z.B. ein neues Profil mit maximal 10 MBit/s für noch geringeren Energiebedarf. Auch dank optional noch schmaleren 5 MHz Datenkanal. Ebenso eine Sidelink-Funktion. Statt z.B. Bluetooth, könnte dann über kurze Distanzen selbst 5G zwischen Endgeräten zum Einsatz kommen.

Mit Rel.19 ist sogar eine NTN-Anbindung - also via Satellit - geplant. Vielleicht kann man also bald schon mit seiner Smartwatch im australischen Outback per Satellit telefonieren – wer weiß!

Künftig dürfte es sowohl für Geschäfts- als auch Privatnutzer also ein deutlich breiteres Spektrum an Applikationen, Netzdiensten und Geräten geben.

Weiterführendes

» Was ist TDD und FDD 5G?
» Wie interpretiert man RSSI, RSRQ und RSRP richtig?


[1] 3GPP.org; etsi.org Whitepaper; Qualcomm NR-light Whitepaper; GSA.com
[2] Telekom PRM